Die Gründungsgeschichte des Bundes Deutscher Bergmanns-, Hütten und Knappenvereine vom 10. /11. April 1964 bis zur satzungsgebenden Versammlung in Bochum vom 17. – 19. Juni 1966.
Zu leicht ist der Chronist geneigt, nüchtern und sachlich Termin an Termin zu reihen. Es wäre eine chronologische Aufzählung von Daten, die seelenlos, der Bedeutung der Gründung nicht gerecht würde. Termine, Daten, Tagungen und Besprechungen haben sich oft überschnitten. Zu leicht bestand die Gefahr, dass bei einer Nennung etwas unberücksichtigt blieb und damit verloren ging. Außerdem wurde nicht überall das ansonsten obligatorische Protokoll geführt. Vielfach wurde vor lauter Begeisterung vergessen, den Kugelschreiber zu zücken. Dafür wurden Wünsche und Planungen, die dem Bund gleich aufgebürdet werden sollten, um so umfangreicher. In all dem Vorhergegangenen ist eine typische bergmännische Eigenart zu erblicken. Nicht viel leere Worte, sondern Taten. Die entscheidenden Würfel fielen am „Tag der Heimat“, am 04. August 1963 in Wanne-Eickel, als aus 39 Vereinen aus dem Ruhrgebiet 715 Bergleute in dem drei Kilometer langen Festzug einen Marschblock bildeten. Die Presse war am nächsten Tage voll des Lobes über unsere Bergmanns- und Knappenvereine. Die 80.000 Menschen, die zu diesem Festzug die Wanne–Eickeler Straßen umsäumten, gewannen von unseren traditionellen Knappenvereinen einen Eindruck, der alle begeisterte. Das es so etwas gibt, war für die meisten eine Überraschung. Am besagten Heimattag diente das Kolpinghaus den Vereinen als Standquartier. Schon am frühen Morgen setzten sich die ersten Vereine unkonventionell am runden Tisch zusammen. Nach dem Festzug, als alles mit einer frohen Schicht ausklang, „berochen“ sich weitere Vorsitzende.
Hugo Biesewinkel vom Bergamt Essen und Bruno Ertell von der Zeche „Friedrich der Große“, die die ersten Wünsche für einen Zusammenschluss entgegennahmen, übernahmen die Koordinierung. Wann finden wir uns endlich in einer großen Gemeinschaft? Die Frage wurde von vielen gestellt. Sie aber konkret zu beantworten, dafür war im Augenblick keine Zeit. Die kommenden Wochen sollten es bringen. Auch eine Reihe von Vorsitzenden, wie z.B. Meister von Lohberg, Abendroth aus Haltern, Bramkamp von „Alte Hase“, Rudi Pludra von „Mont Cenis“, Otto Datt von „Robert Müser“ und andere mehr, setzten den Hebel an. Sie suchten Kontakt und fanden ihn schnell. Desgleichen auf örtlicher Ebene, August Völz und Johann Hegemann von „Friedrich der Große“, Serwatka von „Shamrock“, Keuper von „Constantin“, Schäfer von „Mont Cenis“. Es dauerte kaum einige Wochen, da stand die Gründung des Bundes auf der Tagesordnung. Ein alter Wunsch der Vereine war endlich verwirklicht. Es gab kaum Schwierigkeiten bei der Bildung des Bundesvorstandes, der sich wie folgt zusammensetzt. 1. Vorsitzender Hugo Biesewinkel
2. Vorsitzender Wilhelm Bramkamp
1. Schriftführer Hermann Serwatka
2. Schriftführer Johann Hegemann
1. Kassierer Rudi Pludra
2. Kassierer August Völz
1. Geschäftsführer Alfred Keuper
Der Leiter des Oberbergamtes Dortmund, Berghauptmann Dr. Ludger Funder, ein geborener Wanner–Eickler, der als Pferdejunge auf der Zeche „Unser–Fritz“, wo er seine bergmännische Laufbahn begonnen hat und seit Jahrzehnten ein Förderer bergmännischen Brauchtums und somit unserer traditionellen Vereine ist, begrüßte die Gründung auf das herzlichste. Auch eine Anzahl Bergwerksdirektoren und andere Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben bekundeten der Gründungsinitiative ihre Reverenz.
Protektor: Berghauptmann Dr. Ludger Funder, Leiter des Oberbergamtes Ehrenausschuss: Oberbergrat Blume, Ltr. des BA Essen, Ratsherr Kfm. Dett, Wanne–Eickel Betriebsführer Eberhard, Recklinghausen, Stadtrat Finke, Wanne–Eickel Staatsanwalt Dr. Hengst, Oberstadtdirektor Hufeld, Wanne–Eickel Berg. Ass. Müller–Kronne, Bochum, Direktor J. Peckelsen Heitkamp, Hauptvorstand der IGBE F. Pott Dr. e.h. Dr.–Ing. Winkelmann, Bergwerksdirektor Bochum Fabrikant Bienhüls, Herne, Ratsherr Oberfinanzinspektor Schöpe, Wanne–Eickel.
Vom 17. bis 19. Juni 1966 weilten 160 Delegierte aus allen Bergbauvereinen der Bundesrepublik Deutschland zur Satzungsgebenden Versammlung und Wahl des Bundesvorstandes in Bochum–Dahlhausen. Mit der Verabschiedung der Satzung und der Neuwahl des Bundesvorstandes ist der Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine eine Realität geworden. Das seit dem 04.09.1965 bestehende Provisorium ist damit gelöst. Der Deutsche Bund steht. Im Saalbau der Gaststätte Nehring war alles gut für die Abwicklung der Delegiertenversammlung vorbereitet. Die auswärtigen Kameraden fanden bei Linden–Dahlhausener Knappenkameraden Quartiere. Alle Kameraden äußerten sich anerkennend über den Verlauf der Tage in Bochum–Dahlhausen, und nebenbei sind wieder viele kameradschaftliche Bande über die Landesgrenzen hinweg geschlossen worden. Dank gilt an dieser Stelle dem Knappenverein „Schlägel und Eisen Bochum–Linden–Dahlhausen, der viel zum Gelingen dieser Delegiertenversammlung beigetragen hat. Die von dem bisher provisorisch eingesetzten Vorstand ausgearbeitete Satzung wurde mit nur geringfügigen Änderungen angenommen und verabschiedet. Die anschließende Wahl des Bundesvorstandes erfolgte nach der neuen Satzung und zeigte folgendes Ergebnis:
Zitat:
Vier weitere Stellen im Vorstand waren noch vakant. Sie werden in Kürze durch das Land Bayern mit drei und durch das Saarland mit einem Mitglied besetzt werden. Die Eintragung des Bundes Deutscher Bergmanns- Hütten- und Knappenvereine in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Bochum ist unverzüglich zu betreiben. Nach bewirkter Eintragung in das Vereinsregister wird dem Name „e.V.“ hinzugesetzt. Sitz des Vereins ist Bochum. Zitat ende
Der Bund Deutscher Bergmanns- Hütten- und Knappenvereine e.V. ist der freiwillige, demokratische Zusammenschluss der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine unter Wahrung der Eigenständigkeit der angeschlossenen Landesverbände und Mitgliedsvereine. Der Bund wird getragen durch die Wirtschaftsvereinigung Bergbau und durch die Industrie– Gewerkschaft Bergbau Chemie und Energie. Dem Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine 1966 e.V. obliegt die Wahrung der Tradition und der Brauchtumspflege sowie das Ansehen der Berg- und Hüttenleute. Er vertritt die Rechte und Interessen seiner Mitglieder auch auf europäischer Ebene. Nach seiner Satzung ist er verpflichtet, sich gegenüber politischen Parteien, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen sowie Konfessionen neutral zu verhalten.
Nach dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten war es oberstes Gebot, mit den Bergkameraden der Länder Sachsen, Sachsen–Anhalt und Thüringen den Schulterschluss im vereinten Deutschland zu vollziehen. Erstmals nach fast einem halben Jahrhundert konnten sich die Bergleute wieder als freie Standesbürger in der Öffentlichkeit darstellen. Erfreulich ist es, dass der Landesverband Sachsen bereits am 20.10.1990 wieder gegründet werden konnte. Mit einigen organisatorischen Anlaufschwierigkeiten wurden die Landesverbände Sachsen–Anhalt und Thüringen im Frühjahr 1993 in den Bund aufgenommen. Am 31. Juli 2003 haben in Senftenberg der Traditionsverein Braunkohle Senftenberg e.V. und der Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer e.V. den Landesverband Brandenburg–Berlin der Bergmanns-, Hütten– und Knappenvereine gegründet. Er wurde auf der Bundesdelegiertenversammlung am 17.04.2004 in den Bund aufgenommen. Damit war das gesetzte Ziel, alle bergbauführende Länder zu vereinen, erreicht.
Ein eher außergewöhnliches Ereignis konnten die Bergknappen am 11. August 2002 in Herne/NRW begehen. Nach 36 Jahren wurde in einem ökumenischen Bergmannsgottesdienst die neugefertigte Bundesstandarte geweiht. Aus Anlass des 2. sächsischen Bergmannstages, der vom 27. – 29. September 2002 in Freiberg stattfand, konnte die Bundesstandarte erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Vom 06. – 09. Juni 2003 wurde der 11. Bayerische Bergmanns-, Knappen- und Hüttentag in Reichenbach durchgeführt. Auch hier konnte die Bundesstandarte mit Stolz vom Bergkamerad Michael Daum, vom Bergarbeiter-Unterstützungsverein Reichenbach, der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Das Standesansehen der Bergleute ist durch die Pflege der in den einzelnen deutschen Revieren geübten bergmännischen Bräuche, Sitten, Gepflogenheiten und Traditionen des Bundes gegenüber Öffentlichkeit zu erhalten und zu fördern. Zur bergmännischen Traditions- und Brauchtumspflege gehören der Brauch der Veranstaltungen der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine sowie das Tragen der Bergmannstracht.
Der Bund und seine Mitgliedsvereinen pflegen Kontakte zu Bergmanns- und Knappenvereine im europäischen Raum. Der Bund mit seinen Mitgliedern ist Mitglied der Europäischen Vereinigung der Bergmanns- und Hüttenvereine (kurz VEBH genannt). Im Jahre 1958 waren es Bergleute aus Deutschland, die den Zusammenschluss der Länder Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande und Deutschland tätigten. Im Jahre 1992 schlossen sich Bergkameraden aus Ungarn, 1996 Kameraden aus Polen, 1997 Kameraden aus Österreich, 1999 Kameraden aus Tschechien, 2007 Kameraden aus der Slowakei und 2011 die Kameraden aus Slowenien der VEBH an. Zwecks Beitritt in die VEBH werden derzeit Gespräche mit den Vertretern, Rumenien, Großbritannien und Italien geführt.
Eine weitere Aufgabe wird es sein, den osteuropäischen Teil der Bergleute für die VEBH zu gewinnen. Alle Bergreviere haben zwar unterschiedliche Traditionen, aber gleiche Schicksale. Kameradschaft, Solidarität und Geselligkeit verbinden unseren Berufsstand über Grenzen hinweg. Möge unserer gemeinsame Aufgabe, der wir uns zu stellen haben, auch in Zukunft Freiheit und Unabhängigkeit beschieden sein.
Der gewählte Bundesvorstand 18.06.1966
Bundesvorsitzender
Hugo Biesewinkel
Herne
NRW
Bundesgeschäftsführer
Joachim Pilz
Bochum
NRW
Bundesschatzmeister
Otto Datt
Bochum
NRW
2. Vorsitzender
Otto Will
Wathlingen
Niedersachsen
2. Geschäftsführer
Heinrich Spütz
Geldern
NRW
2. Schatzmeister
Karl Pinkepank
Bad Salzdetfurth
Niedersachsen
Schriftführer
Horst Bannert
Neuhof
Hessen
Beisitzer
Max Welter
Bexbach
Saarland
Beisitzer
K.-Heinz Müller
Do.- Mengede
NRW
Beisitzer
Kurt Teller
Empelde
Niedersachsen
Beisitzer
Georg Harmuth
Katzwinkel
Rheinland – Pfalz
Kassenprüfer
Alfred Keuper
Herne – Sodingen
NRW
Kassenprüfer
Franz Lang
Oer-Erkenschwick
NRW
Ersatz
Willi Grün
Gosenbach
Sieg
Bundesvorsitzender
Hugo Biesewinkel
1966-1982
verstorben 19.10.2001
Bundesvorsitzender
Johannes Ruhnau
1982-1992
verstorben 10.2008
Bundesvorsitzender
Herbert Stabenow
1992-2004
verstorben 21.01.2012
Bundesvorsitzender
Kurt Wardenga
2004-2020
Bundesgeschäftsführer
Joachim Pilz
1966-1968
Bundesgeschäftsführer
Werner Böttger
1968-1976
Bundesgeschäftsführer
Erich Schulz
1976-1978
Bundesgeschäftsführer
Christian Fesenberg
1978-1982
verstorben
Bundesgeschäftsführer
Herbert Stabenow
1982-1992
verstorben 11.01.2012
Bundesgeschäftsführer
Dietmar Richter
1992-2020
Bundesschatzmeister
Otto Datt
1966-1978
Bundesschatzmeister
Ernst Kotzur
1978-1994
verstorben
Bundesschatzmeister
Rolf Klarenbach
1994-2020
Protokollführer
Horst Bannert
1966-1974
Protokollführer
Helmut Stransler
1974-1976
Protokollführer
Alois Busch
1976-1986
Protokollführer
Arno Jäger
1986-1992
Protokollführer
Wolfgang Polacek
1990-2020
Ehrenmitgliedschaft:
Anlässlich des 2. deutschen Bergmannstages 1968 in Goslar wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt: Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbach, Dr. Walter Burkhardt, Karl van Berg, Berghauptmann Ludger Funder, Walter Arendt. Der seit der Gründung des Bundes amtierende Bundesvorsitzende Hugo Biesewinkel wurde auf der 9. Bundesdelegiertentagung am 12. Juni 1982 in Neuhof zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Anlässlich des 8. Deutschen Bergmannstages 1996 in Schneeberg wurden der Ministerpräsident, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Schirmherr dieser Großveranstaltung, und der Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, Prof. Dr. Hans Berger, zu Ehrenmitgliedern ernannt. Anlässlich des 9. Deutschen Bergmannstages 2000 in Herne wurde der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Clement, und Schirmherr dieser Großveranstaltung zum Ehrenmitglied ernannt.
Ehrenknappen:
Karl Troßbach
Ernennung zum 7.
DBT am 15.06.1991 in Aalen
Peter Weber
Ernennung zum 8.
DBT am 02.09.2000 in Herne
BM Frieder Stimpel
Ernennung am
06.12.2003 in Schneeberg
BM a.D. Wolfgang Becker
Ernennung am
06.12.2003 in Schneeberg
Dr. Günter Dach
Ernennung am
Dr. Detlef Riedel
Ernennung am
Dipl. Volkswirt Wolfgang Reichel
Ernennung am
Jürgen Härter
Ernennung am
Ehrenmitglieder
Dipl.- Ing: Horst Bannert
Ernennung auf der
BDT am 25.04.1998 in Lünen
Dipl.- Berg- Ing. Klaus Dudenhöffer
Ernennung auf der
BDT am 17.04.2004 in Heringen
Dipl.- Ing. Helmut Grotsch
Ernennung auf der
BDV am 26.04.2014 inMarienberg/Pobershau
Dr.- Ing. Henry Schlauderer Dipl.- Ing. Horst Klimpel
Ernennung auf der Ernennung auf der
BDV am 02.04.2016 in Bochum BDV am 02.04.2016 in Bochum
BDT= Bundesdelegiertentagung BDV= Bundesdelegiertenversammlung DBT= Deutscher Bergmannstag
Das Revier will leben! (Auszug aus dem „Knappen-Ruf“: Ausgabe Nr. 2, Dezember 1966)
Der Lebenswille des deutschen Bergbaus konnte nicht mitreißender demonstriert werden als bei der bisher größten und einmaligen Musikschau der deutschen Bergleute am 12. November 1966 in der Westfalenhalle in Dortmund. Der Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine hatte in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Berg- und Knappenvereine von Nordrhein-Westfalen zu dieser für den Bergbau völlig neuartigen Veranstaltung eingeladen.
Erst in den letzten drei Jahren begannen die vorher meist nur örtlich wirkenden Berg- und Knappenvereine überregional Zusammenschlüsse zu suchen und Veranstaltungen im bundesdeutschen und internationalen Rahmen durchzuführen. Der Gründung des Bundes der Berg- und Knappenvereine von NRW im April 1964 folgte im September 1964 die Konstituierung des Bundes Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine in Duisburg.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Stiftungsfeste, Bergmannsgottesdienste und Barbarafeiern von Knappenvereinen ausschließlich in der engeren Nachbarschaft der Stamm-Zechen begangen. Erstmals seit dem Kriegsende traten im Juni 1964 die Knappenvereine in größerem Rahmen in Gelsenkirchen beim Musikfest europäischer Bergleute an die Öffentlichkeit. Es folgte der 1. Deutsche Bergmannstag am 4. u. 5. September 1965 in Gelsenkirchen, Duisburg und Essen. „Das Revier will leben!“ ist damit die dritte bergmännische Großveranstaltung neuerer Art der deutschen Knappen.
Für diese von der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie und dem Unternehmensverband Ruhrbergbau unterstützten Veranstaltungen hatte der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund die Schirmherrschaft übernommen.
Neben Erzbischof Kardinal Jäger waren Parlamentarier und Vertreter vieler Revierstädte als Ehrengäste erschienen. Vom Publikum besonders begrüßt wurden Jürgen von Manger, der bekannte Herr Tegtmeier, Anton Zischka, Wirtschaftspublizist und Energieexperte sowie Wilhelm Herbert Koch, der Kumpel-Anton-Plauderein.
Ungewöhnlich dichter Nebel machte allein schon die Fahrt zur Westfalenhalle zu einem Sympathiebekenntnis für den Bergbau. Um so erstaunlicher war die hohe Zahl von etwa 7000 Besuchern. Sie erlebten eine musikalische Mammutveranstaltung, deren Programm von dem sonst üblicher Bergmannsfeste abwich, jedoch in einem dramaturgischen Aufbau wohl durchdacht war und eine Mischung von moderner und traditioneller Musik bot.
Etwa eine Stunde lang vor dem offiziellen Beginn unterhielten 12 Spielmannszüge aus dem ganzen Ruhgebiet früh ankommende Besucher. Um Punkt 20 Uhr marschierten von verschiedenen Seiten mit klingendem Spiel die vier Groß- Bergkapellen aus Dortmund, Essen und vom Niederrhein ein. Den Abschluss bildete das Orchester Ruhrbergbau, das im letzten Jahr in fast allen größeren Städten des Ruhrgebiets erfolgreiche Vollkonzerte gegeben hatte.
Die etwa 400 Bergmusiker der Bergwerksgesellschaften Walsum, Hamborn, Krupp, Hoesch, GBAG und Hibernia bewiesen ihr hohes musikalisches Können, insbesondere dadurch, dass das Zusammenspiel trotz weniger Gemeinschaftsproben hervorragend klappte. Mit dem Lied“ Glückauf ihr Bergleut jung und alt“ entbot der ebenfalls etwa 400 Mann starke Gemeinschaftschor der Gesellschaft Hibernia und Walsum seinen Gruß. Ein weiterer Bergmannschor des Eschweiler Bergwerks-Verein musste seine Fahrt aufgrund des starken Nebels abbrechen.
2. Deutscher Bergmannstag in Goslar (Sonderausgabe “Knappen-Ruf“: März 1968)
Die Knappen blicken nach Goslar. Hier findet am 8. und 9. Juni 1968 der 2. Deutsche Bergmannstag statt. Unter dem Motto „1000 Jahre deutscher Bergbau“ wollen Bergleute aus der ganzen Bundesrepublik und anderen europäischen Revieren den Beginn des Erzbergbaus im Rammelsberg an „HISTORISCHER STÄTTE FEIERN“. Noch heute betreibt die Preußag im Harz Erzbergbau, dessen Beginn durch eine Urkunde aus dem Jahre 968 belegt ist.
So ist es auch dieses Unternehmen, das am Vortag der eigentlichen Feierlichkeiten, am 7. Juni, mit Veranstaltungen betriebsinternen Charakters beginnt. Der an den beiden darauffolgenden Tagen stattfindende Bergmannstag wird vom Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V. in Zusammenarbeit mit dem Goslarer Knappenverein und der Stadt durchgeführt.
Um möglichst vielen Kameraden die Teilnehme zu ermöglichen, wird das Programm auf etwa 24 Stunden zusammengedrängt, so dass die Anreise erst am Vormittag des Samstag (8.6.) zu erfolgen braucht und die Rückfahrt bereits am Nachmittag des Sonntag (9.6.) angetreten werden kann. Nach der Ankunft stehen den Teilnehmern genügend Freizeit zur Verfügung, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Um 19.00 Uhr geben die teilnehmenden Bergkapellen, Spielmannszüge und Bergmannschöre in Goslar und in den Nachbarorten einstündige Standkonzerte, denen sich ein Sternenmarsch zur Kaiserpfalz anschließt. Hier wird der 1. Vorsitzende des Bundes Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V. um 21.00 Uhr eine Begrüßungsansprache halten und den teilnehmenden Vereinsfahnen prächtige Gedenkbänder verleihen. Mit einem Großen Zapfenstreich – gespielt von vielen hundert Bergmusikanten - wird das Programm des Tages gegen 22.00 Uhr ausklingen. In einem großen Festzelt auf dem Osterfeld dürfte sich anschließend Gelegenheit zur Festigung kameradschaftlicher und freundschaftlicher Bande ergeben.
Am zweiten Tag werden die möglicherweise etwas “müden“ Teilnehmer um 7.00 Uhr durch die Spielmannszüge geweckt. An die um 9.00 Uhr beginnenden Bergmannsgottesdienste schließt sich in der Zeit von 11.00 bis 13.00 Uhr der Festzug mit „Bergparade“ vor den Ehrengästen an. Die abschließende Versammlung vor der Kaiserpfalz wird im Zeichen der Festansprache durch die prominenten Ehrengäste stehen. Eingeladen sind der Bundespräsident, der Bundestagspräsident, der Bundeskanzler, alle Bundesminister, der Vorstand der IG Bergbau und Energie, die Ministerpräsidenten der Bergbauländer sowie Vertreter des deutschen Bergbaus und der Kirchen.
Parallel zu diesem Programm werden sie Ausstellungen „Der Bergbau in der Kunst“ und „Der Bergbau - Diener der Technik“ gezeigt, deren Besuch sich für alle Kameraden lohnen dürfte. Der Bergmannstag wird damit nicht nur ein Rückblick in die stolze Geschichte des deutschen und europäischen Bergbaus sein, sondern auch seine gegenwärtige und künftige technische Leistungsfähigkeit herausstellen. Bergbaufilme, die in den Kinos in Goslar gezeigt werden, dürften einen entsprechenden Einblick ebenso vermitteln wie die Ausstellung modernster Untertagemaschinen, die auch im Festzug auf Tiefladern mitgeführt werden. Bundeswehr, Grubenwehr und Steinkohlenbergbauvereine haben ihre Unterstützung zugesagt. Die Knappen sind eingeladen aus den Revieren Aachen, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und der Saar sowie aus den Ländern Belgien, Großbritannien, Holland, Frankreich und Österreich.
Die Grubenwehren, veranlasst durch die Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Essen, werden an Ausstellung und Festzug in stattlicher Abordnung teilnehmen. Die zahlreichen Großkapellen aus dem In- und Ausland und alle Bergleute beteiligen sich am Festzug nur im Bergkittel und werden – um ein repräsentatives, einheitliches Bild zu gewährleisten - Hunderte von Fahnen und Grubenlampen mitführen. Im Festzug verteilt fahren 15 Festwagen mit Darstellungen aus dem historischen Bergbau, dem Grubenrettungswesen und modernsten Untertagemaschinen. Mit diesen soll demonstriert werden, dass unser Bergbau immer - vor allem auch in Gegenwart und Zukunft - Schrittmacher und Diener der Technik zum Wohle der Allgemeinheit war, ist und sein wird.
Schon jetzt können wir der Stadt Goslar und der Bundeswehr sehr danken, bei der Ausrichtung dieser stolzen Tausendjahrfeier großzügige Hilfe leisten zu wollen. Die Spender von Beihilfen aus Industrie, Wirtschaft und Staat werden wir Euch im“ Knappenruf“ nach Abschluss der Spendenaktion mitteilen. Über die Einzelheiten der weiteren Vorbereitung sowie die Geschichte vom Rammelsberg aus Anlass der Tausendjahrfeier des deutschen Bergbaus werdet Ihr von jetzt ab laufend im „Knappenruf“ unterrichtet. Bitte beachtet genau die Rundschreiben des Bundesvorstandes und rüstet eifrig zur zahlreichen Teilnahme am 8. und 9. Juni in Goslar.
2. Deutscher Bergmannstag in Goslar (Auszug „Knappen-Ruf“: Ausgabe Nr. 14, Juli 1968)
Das Grußwort des Bundespräsidenten H. Lübke
Allen Teilnehmern am zweiten Deutschen Bergmannstag übermittle ich herzliche Grüße und beste Wünsche. Sie haben Ihr Zusammensein unter das Motto “Tausend Jahre deutscher Bergbau“ gestellt und feiern dieses Gedenken in einer Stadt, die seit dem frühen Mittelalter ein Zentrum des deutschen Erzbergbaus ist. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es Zeiten glänzenden Aufstiegs, aber auch Episoden des Niedergangs gegeben hat. Unsere Generation soll nie vergessen, welch großen Beitrag der deutsche Bergmann zum wirtschaftlichen Wiederaufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg geleistet hat. Dafür gebührt ihm unser besonderer Dank. Auch in Zukunft wird der Bergbau trotz struktureller Veränderungen seine Bedeutung haben. Die in den letzten Jahren erreichte Steigerung der Leistung und die durch Rationalisierung erzielten Erfolge sind nicht zuletzt ein Verdienst der Bergleute. Das wird in der Öffentlichkeit allgemein anerkannt. Es ist zu hoffen, dass das besonnene und tatkräftige Handeln, besonders auch der Bergleute und ihrer Vertretungen, Früchte tragen wird.
Alle im deutschen Bergbau Tätigen grüße ich mit dem alten Gruß „Glückauf“ und wünsche der Veranstaltung in Goslar einen Verlauf, der alle Beteiligten zufrieden stellt.